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Der Harthauser Wald – einzigartige Waldnatur auf Germeringer Flur

Der östliche Teil des Harthauser Waldes ist der naturnäheste Wald auf Germeringer Flur. Im Gegensatz zu den umliegenden, fichtenbetonten Wäldern wachsen hier überwiegend heimische Laubbäume. Der Wald steht damit in einer Reihe mit anderen historisch bedeutsamen sog. Lohwäldern im Münchner Westen wie Angerlohe oder Allacher Lohe.

Natürliche Waldentwicklung und Waldgeschichte

Bevor der Mensch sesshaft wurde, wuchsen hier auf den eher trockenen, aber nährstoffreichen Kalkschotter-böden Waldmeister-Buchenwälder. Seit dem Mittelalter wurde der Wald intensiv als Nieder- und Mittelwald und für die Waldweide genutzt. Diese Nutzungsarten begünstigten die Stieleiche. In Verbindung mit den zahlreichen Lichtungen entwickelte sich der buchenreiche Wald hin zum Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchen-Wald. Dessen natürliche Baumartengarnitur hat sich bis heute weitgehend erhalten. Dazu gehören: Stieleiche, Buche, Esche, Winterlinde, Spitzahorn, Bergahorn, Feldahorn, Hainbuche, Bergulme, Vogelkirsche und Sandbirke. Seltener trifft man die Fichte und alte Kiefern an.

Bemerkenswert sind die zahlreichen Straucharten wie Liguster, Hartriegel, Wolliger Schneeball, Weißdorn, Schlehe und Pfaffenhütchen. Die häufig vorkommende Hasel ist ein deutlicher Hinweis auf die frühere Nutzung als Mittelwald. Die Sträucher bilden einen fast lückenlosen, optisch hochattraktiven Saum am Übergang vom Feld zum Hochwald.

In der Krautschicht gedeihen u. a. Buschwindröschen, Leberblümchen, Waldmeister, Goldnessel und Immergrün.

 

Lebensraum Wald

Charakteristisch für eine große Naturnähe ist neben den zahlreichen heimischen Baum- und Straucharten ein reichhaltiges Angebot an Lebensräumen für Tier- oder Pflanzenarten (sog. Habitate). Davon profitieren Buntspecht, Grünspecht, Kleiber, Zaunkönig und Tannenmeise wie auch diverse Fledermausarten oder totholzbewohnende Käfer. Besonders auffällig am stehenden Totholz oder kränkelnden Bäumen sind Konsolenpilze wie der Zunderschwamm, am liegenden Totholz der Hallimasch.

Auf die Artenvielfalt fördernd wirkt sich auch der ausgeprägte Strukturreichtum aus. Altbestände mit bis zu 150-jährigen, dicken Stieleichen wechseln mit Jungbeständen oder werden von frischen Störungsflächen (Windwurf) mit einem undurchdringlichen Gestrüpp aus Sträuchern, Jungbäumen und Brombeeren abgelöst. Auf weiten Flächen wächst im Schatten der Altbäume bereits die nächste Generation aus Naturverjüngung nach.

 

Gefahren

Die größte Gefahr für den Harthauser Wald geht momentan von dem sich verstärkenden Klimawandel aus. Seit 2015 häufen sich langanhaltende Hitze- und Trockenperioden. Verschärfend wirkt dann der angespannte Bodenwasserhaushalt, weil die nur 30-40 cm starke Lehmschicht über Kies wenig Wasser speichert. Inzwischen sind erste Schwächeerscheinungen wie dürre Kronenteile an der Stieleiche und Vogelkirsche bis hin zu Totalausfällen zu beobachten. Ein markanter Hinweis auf sich ändernde Klimabedingungen ist auch die starke Zunahme des Efeus.

Wie alle Wälder unserer Heimat leidet auch der Harthauser Wald unter den seit mehreren Jahrzehnten anhaltend hohen Stickstoffeinträgen. Bedeutende Stickstoff- Nahemittenden sind dabei die Siedlungsnähe, die angrenzende Landwirtschaft wie auch die stark frequentieren Straßen. Die Stickstoffsättigung der Böden verändert schleichend die Artenzusammensetzung der Vegetation und fördert dabei besonders Brombeere und Himbeere.

Seit 2008 hat das Eschentriebsterben die Germeringer Flur erreicht. Verursacher ist ein kleiner Pilz (Falsches Weißes Stengelbecherchen), der im Zuge der zunehmenden Globalisierung aus China eingeschleppt wurde und schon zahlreiche Eschen befallen oder zum Teil bereits zum Absterben gebracht hat.

 

Forstliche Nutzung

Der östliche Harthauser Wald steht heute im Eigentum der Stadt München und wird sehr zurückhaltend genutzt. Entlang der Forststraße wird zum Schutz der Waldbesucher laufend auf die Verkehrssicherheit geachtet. Ansonsten lässt man der Natur freien Lauf. Die alten Bäume können noch älter werden und die Menge und Qualität an Habitatstrukturen nimmt zu. Man darf daher gespannt sein, wie sich dieses Kleinod weiter entwickeln wird.