ENERGIEWENDE UND KLIMASCHUTZ
Ausbau der erneuerbaren Energien im Landkreis FFB - Wenn nicht jetzt, wann dann?
„Wir machen es zu unserer gemeinsamen Mission, den Ausbau der Erneuerbaren Energien drastisch zu beschleunigen und alle Hürden und Hemmnisse aus dem Weg zu räumen.“ und „Wir werden sicherstellen, dass auch in weniger windhöffigen Regionen der Windenergieausbau deutlich vorankommt, damit in ganz Deutschland auch verbrauchsnah Onshore-Windenergie zur Verfügung steht (und Netzengpässe vermieden werden).“
Solche Sätze stehen im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung, veröffentlicht im Dezember 2021. Da war die Welt noch in Ordnung und den Koalitionären ging es vermutlich ausschließlich um Energiewende und Klimaschutz. Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine muss aber jedem klar sein, dass es auch, viel mehr und in noch viel kürzeren Fristen darum geht, nicht nur die Abhängigkeit von fossilen Energiequellen zu vermindern, sondern vor allem den Bezug dieser Energien (Kohle, Erdöl, Erdgas) von Terrorregimen zu reduzieren oder gänzlich zu vermeiden. Die Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen (WKA) leisten einen großen Beitrag zur nationalen Energiesicherheit und dürfen ab sofort auch als Symbole für Frieden, Freiheit und Unabhängigkeit betrachtet werden.
Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz in FFB fordert die Verantwortlichen in Politik und bei den Energieversorgungsunternehmen, aber auch alle engagierten Bürgerinnen und Bürger auf, sich verstärkt für den Ausbau der erneuerbaren Energie im Landkreis FFB einzusetzen. Denn der Landkreis bleibt bei EE-Ausbau weit hinter dem bayerischen Landesdurchschnitt zurück, wie die einschlägige Studie der LBST (Ludwig-Bölkow-System-Technik GmbH) 2018 ergeben hat.
Der Bund Naturschutz, Kreisgruppe FFB schlägt drei Maßnahmen vor, die dem EE-Ausbau in unserem Landkreis einen deutlichen Schub geben können:
1. Bau einer Photovoltaik-Freiflächenanlage auf der Landebahn des ehem. Flugplatzes FFB
Der Bund Naturschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe FFB, fordert auf dem ehemaligen Militär-Flugplatz Fürstenfeldbruck eine große Photovoltaik-Freiflächen-Anlage zu errichten. Die PV-Anlage soll ausschließlich auf den bereits mit Beton oder Asphalt versiegelten Flächen errichtet werden, also auf der ehemaligen Landebahn und einem Teil der Zufahrten und Taxisways. Damit steht eine Grundfläche von min. 170.000 m² (brutto) zur Verfügung. Abzüglich von Flächen für Montage und Servicefahrzeuge blieben mehr als 160.000 m² übrig für die Aufstellung der PV-Module übrig. Die überschlägige Auslegung der PV-Anlage könnte wie folgt aussehen:
Nutzbare Modulfläche: ca. 140.000 m²
Anzahl der Module: ca. 84.000 Stück
Gesamte Anlagenleistung: ca. 31.000 kWpeak
Ausrichtung der Module Ost – West
Solarstromertrag: ca. 26,5 Mio. kWh p.a.
Erzielbare Erlöse* ca. 1,2 Mio. Euro p.a.
Der Bau und Betrieb einer solchen PV-Anlage bietet nach Auffassung des BN nur Vorteile:
• Idealer Solarstandort in Deutschland mit 1.100 kWh/a Einstrahlung und 1.700 h/a Sonnenstunden
• „Die Flieger“ kommen nicht zurück.
• Kein Lärm und Staub für die Anwohner in Maisach und Gernlinden und die künftigen Nutzer des Kasernengeländes, weder beim Bau noch beim Betrieb der PV-Anlage
• Vollständiger Erhalt des wertvollen FFH-Gebietes (Flora-Fauna-Habitat) mit einer Fläche von 225 ha.
• Einfachste Montage der PV-Module in Satteldachform auf einer gewichtsbeschwerten Unterkonstruktion (ähnlich wie auf einem Flachdach, siehe Photo von WestfalenWind); keine Bohr- oder Rammarbeiten erforderlich.
• Kaum optische Veränderungen, da die Bauhöhe der PV-Anlage nur 40- 50 cm betragen würde
• Keine Infrastrukturmaßnahmen (z.B. Straßen, Lärmschutzwände o.ä.) erforderlich, ausgenommen Trafogebäude und Kabelverbindung zu einem geeigneten Anschlusspunkt im Mittelspannungsnetz
• Keine Konkurrenzsituation zwischen „Tank oder Teller“, da Fursty eine Konversionsfläche ist und landwirtschaftlich nicht genutzt werden kann.
• Erhebliche Verbesserung der Energiebilanz 31.000 kW entsprechen min. 3.100 Klein-PV-Anlagen auf Hausdächern von EFH oder DHH 26,5 Mio. kWh/a sind ausreichend für die Stromversorgung von ca. 10.000 Haushalten
• Eine Beteiligung von Kommunen, Unternehmen und Bürgern aus dem Landkreis ist möglich.
• Einer Untersuchung und Klärung der Altlastensituation würde die PVAnlage nicht im Wege stehen.
2. Bau einer Biomüllvergärungs-Anlage
Der Bund Naturschutz, Kreisgruppe FFB, fordert zum wiederholten Mal nun endlich die Biomülltonne im Landkreis einzuführen und die
organischen Abfälle flächendeckend im Landkreis einzusammeln. Mit der Energie, die in diesen Abfällen steckt, lassen sich Strom und Wärme erzeugen.
Dazu müssen dies organischen Abfälle vergärt werden. Das dabei entstehende Biogas (Methangehalt ca. 50-60 %) kann entweder direkt vor Ort mit einem BHKW in Strom und Wärme umgewandelt werden oder nach einer Entfernung der Fremdgase in das Erdgasnetz eingespeist werden.
Bei einer Sammelquote von rd. 45.000 t/a Biomüll im Landkreis lassen sich rd. 5.000 t/a CO2 einsparen.
3. Ausbau der Windenergieanlagen
Der Bund Naturschutz, Kreisgruppe FFB, fordert ab sofort die Planungen für den Ausbau der Windkraft-Anlagen wieder aufzunehmen. Denn die Windkraft war in den letzten zwei Jahrzenten der größte Klimaschützer. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland mit über 100 TWh/a von Onshore-WKA mehr als doppelt so viel Strom erzeugt wie mit PV-Anlagen.
Man muss aber genauer hinsehen:
Windenergieanlagen (WEA) erzeugen im Winter (Dez/Jan) etwa doppelt so viel Strom wie im Sommer (Juni/Juli). Photovoltaik (PV) erzeugt im Gegensatz dazu im Sommer etwa 7 bis 10 mal soviel Strom wie im Winter.
Mit 1 Megawatt (MW) installierter WEA-Leistung kann man im Winter (Dez/Jan) in Bayern somit rund zehnmal mehr Strom erzeugen als mit 1 MW installierter PV. Während die Stromerzeugung in Bayern im Sommerhalbjahr vergleichsweise hoch ist (6-mal mehr installierte PV- als WKA-Leistung), zeichnet sich künftig in Bayern ein massives Stromerzeugungsdefizit im Winter ab.
Deshalb sind nur zwei WKA im Landkreis FFB einfach zu wenig. 23 WKA wären angemessen.
Die BN-Kreisgruppe FFB geht davon aus, dass die sog. 10H-Abstandsregel, die in Bayern den Ausbau der Windkraftanlagen so gut wie zum Erliegen gebracht hat, bald durch eine bundesweit einheitliche Regelung abgelöst werden wird.
Die Kommunen im Landkreis sollten deshalb so schnell wie möglich eine Initiative zum Ausbau der Windenergienutzung starten. Die dafür in Frage kommenden Standorte bzw. Konzentrationsflächen wurden im interkommunalen Teilflächennutzungsplan Windkraft im Jahr 2013 bereits ermittelt.
Claus Ehrenberg 5/2022
Klimawandel im Landkreis FFB
Das Klima ändert sich. Wir spüren dies am eigenen Leib, beobachten auffällige Veränderungen in der Natur und werden von den Medien und der Wissenschaft ausführlich darüber informiert.
Wer dazu exakte Daten für unseren Landkreis haben will, muss sich nur die Entwicklung aussagekräftiger Klimakennwerte seit der Mitte des letzten Jahrhunderts anschauen.
Temperatur
Die Jahresdurchschnittstemperatur stieg von 7,9°C auf mittlerweile 9,3°C für die letzten 12 Jahre (Tabelle). Im Jahr 2018 wurde mit 10,3°C erstmals die 10°C– Marke überschritten. Ebenso 2019 und 2020 mit jeweils 10,0°C. Dies sind Werte, die im letzten Jahrhundert nur in den bayerischen Weinbaugebieten gemessen wurden. Der heißeste Tag war der 9. August 2003 mit einer Maximaltemperatur von 39,6°C.
Die Zahl der Vegetationstage hat seit 2010 nur leicht, die der Sommertage hingegen stark zugenommen mit einem Höhepunkt in den Jahren 2015 bis 2018 (64).
An den heißen Tagen zeigt das Thermometer mindestens 30°C an. Sie sind damit ein guter Indikator zur Einschätzung der Hitzebelastung für Mensch und Natur.
Vor 2010 gab es im Jahresmittel durchschnittlich sechs heiße Tage (Ausnahmen 2002 und 2003 mit 15 bzw. 17 Tagen). Danach neun Tage. In fünf Jahren seit 2010 waren es zehn und mehr. Der Rekord mit 18 Tagen wurde 2015 erreicht. Die Frosttage haben in den letzten zwölf Jahren geringfügig, die Eistage etwas stärker abgenommen.
Niederschlag
Der Jahresniederschlag im langjährigen Mittel verringerte sich im gesamten Beobachtungszeitraum um 11 % auf 875 mm. Am trockensten mit 611 bzw. 624 mm war es 2003 und 1997.
Zugenommen haben in den letzten Jahrzehnten auch die ausgedehnten Trockenphasen im Hochsommer wie 2015 und 2018, die zu erheblichen Ernteverlusten und Baumschäden führten.
Sonnenscheindauer
Die Sonnenscheindauer stieg seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts um 13 % auf durchschnittlich jährlich 1945 Stunden. Seit 2010 wurden in fünf Jahren mehr als 2000 Sonnenstunden gemessen.
Orkane
Auffällig ist die Häufung von Orkanen seit dem Spätwinter 1990 (Vivian und Wiebke). Es folgten 1999 Sturm Lothar, 2007 Kyrill und 2015 Niklas.
Fazit
Im Landkreis Fürstenfeldbruck ist es im Vergleich zur zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts deutlich wärmer und trockener geworden, die Sonne scheint häufiger und die schweren Orkane haben zugenommen.
Die Veränderungen lassen sich besonders ab den 1990er Jahren beobachten. Von da an erfuhr der schon vorher zu beobachtende Trend einen zusätzlichen Schub, die Extremwerte für einzelne Tage, Monate oder Jahreszeiten häuften sich.
Diese besorgniserregende Entwicklung hat sich seit dem Jahr 2010 nochmals verstärkt und konnte besonders eindrucksvoll in den Extremjahren 2015 und 2018 beobachtet werden.
Quellen: Agrarmeteorologischer Dienst der Landesanstalt für Landwirtschaft (Freising) - Station Puch (556 m NN). Für das Jahr 2019 wurden die gut vergleichbaren Werte der Station Dürabuch (520 m NN) herangezogen.
Hans-Jürgen Gulder (5/2022)
Torffrei gärtnern schützt Natur und Klima!
Beim Kauf von Blumenerde denkt kaum jemand an die Folgen für die Natur. Die wenigsten wissen, dass die meisten Produkte überwiegend aus Torf bestehen. Dies ist der Stoff, aus dem die Moore aufgebaut sind. Ein Moor braucht zirka 100 Jahren, um einen Millimeter Torfauflage auszubilden. Hochspezialisierte und sehr selten gewordene Pflanzen und Tiere sind auf die Moore als Lebensraum angewiesen. Zudem speichert Torf hohe Mengen an Kohlendioxid und trägt somit zum Klimaschutz bei. Rund zehn Millionen Kubikmeter Torf werden in Deutschland jährlich verbraucht, etwa zwei Millionen davon finden im Hobbybereich Verwendung.
Mittlerweile gibt es extra torffreie Produkte von Firmen, die den Umwelt- und Moorschutz ernst nehmen. Torffreie Gartenerde wird durch die natürliche Humusbildung von Kompost gewonnen. Zur zusätzlichen Bodenverbesserung werden als Nebenprodukte bspw. Tonminerale oder Lavagranulate beigesetzt. Diese Nebenprodukte optimieren (ähnlich wie Torf auch) die Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit des Bodens, versauern jedoch kaum die Böden.
Bitte achten auch Sie beim Einkauf auf torffreie Produkte!
Mehr Informationen finden Sie bei unserem Bundesverband BUND
Hier können Sie sich auch das Faltblatt „Torffrei gärtnern“ kostenlos bestellen.