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Das ehemalige Pionierübungsgelände im Kreuzlinger Forst – eine Arche Noah der Landschaftsgeschichte und Artenvielfalt

Der Kreuzlinger Forst ist ein ganz besonderes Reservoir von Zeugnissen der Landschaftsgeschichte und ein bedeutendes Rückzugsgebiet wertvoller Tier- und Pflanzenarten.

Die mittelalterliche Weidelandschaft der Schwaige

Der Kreuzlinger Forst wurde seit dem Mittelalter als sog. Hutewald mit Pferden, Rindern und Schweinen intensiv beweidet, so dass sich eine mosaikartige Parklandschaft entwickelte. Im Ödland und in der ehemals trockenen Waldweid, dem "Hart", bildeten sich aufgrund des sauren Oberbodens Silikatmagerrasen aus mit Heidekraut, Borstgras, Deutschen Ginster, Weißes Fingerkraut, Triftenlabkraut und Heilziest.

Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Weiderechte abgelöst wurden, begann die Aufforstung mit Fichten und Kiefern. In Waldlichtungen und an Weg- und Waldsäumen finden sich noch heute Relikte der früher für die gesamte südliche Münchner Schotterebene charakteristischen Lehmheiden mit Arten der Borstgrasrasen wie Besenginster, Blutwurz, Traubige Graslilie und Bärlapp.

Neue Lebensräume entstehen durch militärische Nutzung

Seit 1936 wurde das 220 ha große unterirdische Tanklager gebaut (WIFO). Das ab 1942 nach Westen geplante Erweiterungs-gebiet nutzten nach 1945 die US-Streitkräfte und später die Bundeswehr als Pionierübungsgelände. Dazu erfolgten massive Erdarbeiten, die bis zu 20 m tiefe Gruben, Kiesdeponien und freigelegten Kiesböden hinterließen. Ideale Bedingungen für die Entwicklung eines attraktiven Lebensraums für eine spezialisierte Pflanzen- und Tierwelt.

Das Pionierübungsgelände als Arche Noah und seine Zukunft

Auf den abgeschobenen Flächen entwickelten sich Kalkmagerasen als Rückzugsgebiete für wärmeliebende, u. a. auch europaweit nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützten Arten wie Waldwiesenvögelchen, Zauneidechse, Wechselkröte, Schlingnatter, Laubfrosch, Heidelerche und Neuntöter, Blauflügelige Ödlandschrecke, Golddistel, Kreuzenzian, Fransenenzian, Sandveilchen, Grasnelken-blättriges Habichtskraut und Orchideen.

Fachleute sind sich einig, dass diese Kombination von Hutewäldern, Lehmheiden und Abgrabungen für die Südliche Münchner Schotterebene einmalig ist. Sie stellt ein außergewöhnliches landschaftsgeschichtliches Zeugnis dar, was sie vor weiterer Bebauung schützen sollte. Teilflächen wurden inzwischen als Ausgleichsmaß-nahmen für den Autobahnausbau in das Kraillinger Ökokonto aufgenommen. Diese sollten langfristig nicht nur für den Waldbestand, sondern auch für die Offenlandflächen qualitative Verbesserungen für den Artenschutz bringen.

Dennoch ist dieser besondere Landschaftsraum erheblich gefährdet. Hierzu zählen:

  • Anhaltendend hoher Stickstoffeintrag aus der Luft und ungebremste Sukzession begünstigen einseitig nur bestimmte Arten.
  • Die zunehmende natürliche Wiederbewaldung bedroht Offenlandarten. Schon aus diesem Grund muss der Zusammenhang mit den Biotopflächen des Tanklagers unbedingt erhalten bleiben.
  • Ständig zunehmender Freizeitdruck (z. B. Mountainbiking, Lagerfeuer).
  • Planungen zur verstärkten gewerblichen Nutzung des Tanklagergeländes (Verladebahnhof) würden den so wichtigen Vernetzungseffekt mit den Biotopen des Pioniergeländes beeinträchtigen.

Aktive Naturschützer des Vereins HeideAchse und der benachbarten BN-Gruppen beider Landkreise setzen sich für die Entwicklung eines Landschaftskonzeptes ein, das dem Schutz der besonderen Naturschätze ebenso gerecht wird wie dem Bedürfnis nach Erholung und Naturgenuss der Menschen.